Doch jetzt ermahne ich euch: Verliert nicht den Mut! Niemand von euch wird sein Leben verlieren, nur das Schiff wird untergehen.
Apg 27,22
Nachdem ich gerade mit dem Großen Latein gelernt und übersetzt habe, muss ich bei dieser Abenteuergeschichte, die im Mittelpunkt des heutigen Ökumenischen Bibelsonntags steht, schmunzeln. Könnte auch so ein Text aus dem Lateinbuch (bzw. Griechischbuch) sein, mit Helden und Schurken, Königen und Gefangenen wie Porsenna und Cloelia. Für die nicht so Seefesten unter uns klingen die diversen Manöver, die die Matrosen ausführen, um irgendwie heil ans Ufer zu kommen, verwirrend fachmännisch. Und dann kommt da einer, der als Gefangener mitreist und sagt: Euch wird nichts geschehen, nur das Schiff wird untergehen. Und er findet, das ist eine gute Nachricht! Weiß der denn nicht, was so ein Schiff wert ist? Hat der überhaupt eine Ahnung davon, wie wichtig dieses Schiff ist, um in Lohn und Brot zu bleiben? Kann der sich überhaupt vorstellen, welche Bedeutung ein solches Schiff hat und wie bedeutsam durch dieses Schiff sein Besitzer und die Mannschaft wird? Euch wird nichts geschehen – der hat leicht reden, wer sind wir schon ohne unser Schiff?
Welche Manöver hat das Schiff, das sich Gemeinde nennt, schon alles hinter sich. Wie viele versuchen verzweifelt, das Steuer immer wieder herumzureißen und mit teils waghalsigen Experimenten noch etwas zu retten. Welche Energie wird aufgewendet in die Rettung dieses Schiffes. Wie groß ist die Angst, die Panik vor dem Bedeutungsverlust, die Scham vor der Armut, vor der Bedürftigkeit. Wie unlösbar verknüpft ist die persönliche Existenz mit dem Erhalt dieses Schiffes, wie unvorstellbar das Weiterleben ohne diese Sicherheit?
Und in mir atmet etwas auf.
Lehnt sich gelassen zurück, so wie Paulus.
Sieht dem Wogen der Stürme und dem Unwetter vertrauensvoll entgegen, weil versprochen ist: Du wirst nicht untergehen! Ihr werdet nicht untergehen! Es ist nur ein Schiff! Nur ein Transportmittel, eins von so vielen anderen. Ihr werdet ans Ziel kommen. Vielleicht auf einem Gefährt, für das Ihr keine Fachleute seid. Hey, aber andere Fachleute werden da sein – lernt von ihnen, lasst euch helfen, etwas zeigen, hört ihnen zu! Es geht. Anders!
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